Opus 77

Auf der Beerdigung ihres Vaters hält Ariane am Flügel inne, die gefeierte Konzertpianistin, belauert von der Trauergesellschaft. Eine dröhnende Pause, ein langes Atemholen, und Ariane setzt an – zu Schostakowitschs »Opus 77« und zu der Geschichte ihrer Familie.

Ihr Vater, der große Dirigent, der Maestro, übermächtig in Orchester und Familie. Ihr Bruder, Geigenvirtuose, das blasse Gesicht verborgen hinter schwarzen Locken. Ihre Mutter, ehemals leuchtend, nur noch ein schwacher Schatten. Und sie selbst, verdeckt von der perfekten Inszenierung der unnahbaren Pianistin.

Vom einsamen Gesang steigert sich Arianes Opus zu einem dämonischen Tanz, der die Ruhe zerreißt und die Missklänge der Vergangenheit aufwirbelt.

Das Musikgeschäft ist knallhartes Business, auch und vor allem das klassische, das nicht nur lukrativ ist sondern auch dem Ego vorschub leistet. Daran ist die Familie der Claessens, Vater Dirigent, Mutter Sängerin, Bruder und Tochter mehr als begabte Violinen- und Klavierspieler, fast zerbrochen. Auf der
Totenmesse ihres Vaters spielt Ariane das Stück, welches die Familie entzweite und am Ende wieder zusammenführte: Opus 77 von Schostakowitsch! Vom ersten Ton an zieht Arianes Geschichte den Leser in ihren Bann und gibt Einblicke in eine Welt der Musik, die den meisten verschlossen ist und die Geschichte ihrer Familie ist ebenso faszinierend, in der schon eine Note verletzen kann. Mir hat „Opus 77“ unglaublich gut gefallen (obwohl klassische Musik nicht mein Fall ist) und ich werde mir umgehend das Stück anhören, um das Gelesene musikalisch zu untermauern.

Empfohlen von Thomas Coenen

Opus 77 – Alexis Ragougneau, übersetzt von Brigitte Große
Gebunden 22,00 € – Unionsverlag

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